Wissen – Ken „Das japanische Schwert“

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Das japanische Schwert

Es gibt wenige Waffen die gleichzeitig so faszinierend und tödlich, so kunstvoll und zweckmäßig, so typisch und doch so vielfältig sind wie das Samuraischwert. Einst das Symbol der herrschenden Klasse Japans, heute größtenteils zu einem billigen Dekor- Artikel verkommen, hat das Japanische Schwert in seiner über  tausendjährigen Geschichte viele Veränderungen in Form und Verarbeitung, in Benennung und Gestaltung aber auch in seiner Bedeutung durchgemacht.

Geschichte des japanischen Schwertes

Die Ursprünge der japanischen Schwertschmiedekunst sind nicht eindeutig fassbar. Unbestritten ist, dass die frühesten japanischen Schwerter, zweischneidige gerade Klingen, mit deutlichem Grat und breiter Spitze, auf chinesische Vorbilder zurückgehen, die vom Festland importiert wurden (Icke-Schwalbe 1977, S. 18). Auch die Stichblätter früherer Schwerter ähneln den chinesischen Vorbildern; es sind eher Parierstangen mit korbartigen Fortsätzen als die später übliche Scheibenform. Das Japanische Ken (dass auch tsurugi gelesen werden kann) stammt vom chinesischen Kein  – beides bedeutet ‚Schwert’ (Icke-Schwalbe 1977, S. 18)  und bezeichnete noch im 10.Jhrdt. ein zweischneidiges Schwert. (Friday, 2004, S..79). Irgendwann während der frühen Heian- Epoche löste man sich von den chinesischen Einflüssen. Es entstanden eigene Formen, wie zum Beispiel das Warabite katana, ein Kurzschwert mit geneigtem Griff. Im 10.Jhdt. entstanden die ersten gekrümmten Schwertformen, das kenuki-gata tachi,  ein noch recht simples langes gekrümmtes einschneidiges Schwert mit dreieckigem Querschnitt und einer knochenförmigen Aussparung in der Angel. Das tachi, das zur Repräsentationswaffe der etwa zeitgleich auftretenden bushi wurde, war ähnlich geformt, basierte jedoch auf einer gänzlich anderen Machart. Es war im Querschnitt fünf oder sechseckig. ( Friday, 2004, S.82) Während der erstgenannte Zweig der Schwertschmiedekunst wohl ausstarb, ging die Weiterentwicklung der Samuraischwerter auf das frühmittelalterliche tachi zurück. Beim schnellen Abkühlen einer glühenden Klinge bleibt die dünne Schneide in der durch die Hitze ausgedehnten Form, während der massigere Schwertrücken, der zusätzlich von einem Lehmmantel geschützt ist  (s.u.) langsamer abkühlt, wodurch eine leichte Wölbung entsteht. Tatsache ist, dass ein gekrümmtes Schwert einige Vorteile bietet: die Stabilität der Klinge ist höher, es ist möglich, längere Klingen zu schmieden, außerdem sind die Schnitteigenschaften besser. Im 12 Jh. tauchten dann so genannte uchi-gatana oder tsuba-gatana auf, Schwerter mit Stichblatt, dem tachi ähnlich in Form und Länge, aber im Gürtel mit der Klinge nach oben getragen (Friday, 2004, S.79). Ursprünglich scheint diese neue Art von katana eine Waffe von und für niederen Rang gewesen zu sein, auf Darstellungen tragen es zum Beispiel Mönche und Dienstboten. Aber schon Ende des 14 Jh. hatte es sich als Schwert der Wahl für die Kriegerklasse behauptet. Später kam der Brauch hinzu, zusätzlich ein Seitschwert, das wakizashi zu tragen. Das tachi verkam größtenteils zum reinen Prunkschwert. (Icke-Schwalbe 1977, S. 18 ) Obwohl das Schwert nie ein reines Kriegswerkzeug gewesen war – Die frühen bushi waren gepanzerte, berittene Bogenschützen, und auch später waren Pfeil und Bogen, Lanze und, ab 1543 Arkebusen die im Krieg Ausschlag gebenden Waffen, während das Schwert eher für den Notfall oder den persönlichen Zweikampf bestimmt war – war es die höchst geachtete Waffe. Und als in Japan die Zeit der großen Kriege, sengoku-jidai, vorüberging, nahm die Bedeutung des Schwertes sogar noch zu. Die Landbevölkerung war zwar größtenteils in den „Schwertjagden“ entwaffnet worden, aber es war weiterhin üblich und erlaubt, bei Feierlichkeiten und besonderen Anlässen ein Kurzschwert zu tragen (Icke-Schwalbe 1977, S. 19). Die Samurai, die nun für beinahe drei Jahrhunderte keine nennenswerten Schlachten mehr schlagen sollten, trugen weiterhin ihr daisho, das Schwerterpaar. Dies wurde sogar gesetzlich verankert. Aus dem 35. Gesetz von Tokugawa Ieyasu stammen die berühmten Worte: „Das Schwert ist die Seele des Samurai. Wer es verliert ist entehrt und der strengsten Strafe verfallen.“ (Icke-Schwalbe 1977, S. 19). In den folgenden zwei Jahrhunderten geschah zudem noch etwas Außergewöhnliches.  Während im Rest der Welt die Entwicklung der Waffentechnologie fortschritt, die Kriegstechnik sich wandelte und die alten Waffen ersetzt wurden, schotteten die Shogune Japan ab und beließen alles ganz bewusst beim Alten. Mehr noch, Japan verzichtete auf die bereits wohlbekannten und in enormen Mengen hergestellten Luntengewehre und Kanonen, stellte Schritt für Schritt die Produktion ein, und kehrte zu Pfeil, Bogen und Schwert zurück (Perrin, 1979, S.39ff). Während der  Edo- Zeit ließ die zunehmende Spezialisierung die Schmiede ihr Handwerk verfeinern, die Eisenverhüttung wurde nur noch selten vom Schwertfeger selbst vorgenommen, und es gab Meisterschmiede die sich nur auf die Herstellung von Schwertzierrat beschränkten, so dass der eigentliche Schwertschmied nur die Klinge selbst schuf (Icke-Schwalbe 1977, S.23.) Zu tun hatten sie genug, die Nachfrage blieb ungebrochen. Daher stammen nicht nur die meisten, sondern auch einige der schönsten Samuraischwerter aus der Friedenszeit. Das vorläufige Ende der Samuraischwerter, und damit auch der Samurai, kam mit der Meiji- Restauration als 1876 allen Privatpersonen die Herstellung und das Tragen untersagt wurden. Einige Produktionsstätten arbeiteten zwar weiter, hauptsächlich für den Export, und nach einigen Jahren wurden die Gesetze bezüglich der Herstellung wieder gelockert, die Gesellschaft aber hatte sich unwiderruflich geändert – die Moderne hatte Japan eingeholt.

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Klassifikation

Moderne Einteilungen der verschiedenen japanischen Lang- und Kurzschwerter orientieren sich zum einen an dem Herstellungszeitpunkt mit einer Unterscheidung zwischen ’kotô’, der Zeit der alten Schwerter, zu der alle Schwerter zählen, die vor der Reichseinigung im 16 Jh. gefertigt wurden, ‚shintô’, der Zeit der neuen Schwerter, die die Epoche des Tokugawa Shogunats umfasst und sich durch kürzer werdende Klingen auszeichnet und ‚shin-shintô’, jener Epoche  von der Meiji- Restauration und dem damit verbundenen Niedergang der Samurai bis heute (Schwentker, 2003 S. 54). Zum anderen klassifiziert man sie anhand der Länge der Klinge. Tanto sind unter einem Shaku (Japanisches Maß, ca. 30,3 cm) lang, Wakizashi zwischen einem und zwei Shaku. Bei zwei oder mehr kann man von einem Tachi oder Katana sprechen. Zu beachten ist, dass es sich hierbei um eine Einteilung für den heutigen Kunstmarkt handelt (Friday, 2004 S. 79). Die historisch genutzten Begriffe wurden nicht so eng definiert und einige Bezeichnungen wandelten sich im Laufe der Zeit. So wurden die Zeichen für ‚Tanto’ während der Heian-Epoche ‚Nodachi’ gelesen, womit jegliche Form von Kurzschwert oder langem Dolch gemeint war. Auch Myamoto Musashi erwähnt in seinen Fünf Ringen: „von den „zwei Schwertern“ spricht man, seit es üblich geworden ist dass sowohl Anführer wie Gefolgsmann zwei Schwerter an der Hüfte tragen. Früher nannte man diese Langschwert und Schwert, heute nennt man sie Schwert und Seitschwert“. (Miyamoto Musashi, 1645 s.28f ) Gängige Einteilungen der Schwerttypen sind:

Katana: Das längere Schwert (Kampfschwert) im Schwerterpaar der Samurai. Die Länge beträgt 61 bis 71 cm. Der Unterschied zwischen Katana und Tachi ist die Montierung und Platzierung der Angel.

Wakizashi: Das kürzere Schwert des Schwertpaares. Die Länge beträgt 40 bis 51 cm. Qualitativ nicht so hochwertig wie Katana, allerdings immer reich verziert und somit Mittelpunkt der Bewunderung, da es im Gegensatz zum Katana im Haus meist nicht abgelegt werden musste.

Tachi: Das Zeremonienschwert des Adels. Länge 61 bis 76 cm.

Nodachi: Diese Schwerter sind extrem lang und wurden entweder vom Diener des Samurai oder von ihm selbst auf dem Rücken getragen. Länge 84 bis 180 cm.

Chisaganata: Diese Waffe ist eine sehr leichte Klinge (46 bis 61 cm), die zur Hofkleidung getragen wurde.

Tanto: Kampfmesser mit einer Klingenlänge von 28 bis 40 cm.

Aikuchi: Wie Tanto, jedoch ohne Tsuba

Yoridoshi: Dieses Tanto wurde zum Zerschneiden der Rüstung des Gegners und zum Verletzen durch die Rüstungslamellen verwendet. Es wurde an der rechten Seite getragen und war 24 bis 30 cm lang.

Kwaiken: Dieses Tanto wurde von Frauen und Mönchen getragen.

Kubikaki-katana: Diese Waffe wurde speziell hergestellt, um den Kopf des Gegners vom Leib zu trennen. Auch wurde nach dem rituellen Selbstmord damit der Kopf abgetrennt, um ihn dem Herren des Verstorbenen zu bringen.

Kozuka: Dieses kleine Messer wurde in einer speziellen Scheide auf der Rückseite des Tanto oder Wakizashi angebracht. Es kommt in der Verwendung einem Taschenmesser nahe, konnte aber auch als Kubikaki-katana dienen.

Kogai: Diese als Schwertnadel bezeichnete Waffe konnte durch ihr Loch am oberen Ende auch tatsächlich als Nadel verwendet werden, ihre Verwendung ist jedoch ungeklärt.

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Herstellung

Das Schwert war das wichtigste Mittel zur Repräsentation von Rang und Klassenzugehörigkeit. Nicht nur, aber doch hauptsächlich von Angehörigen des Kriegeradels genutzt, ist es nicht verwunderlich, dass die Schmiede ebenfalls aus der herrschenden Klasse stammten. Begabten Schwertschmieden war hohes Ansehen gewiss und ihr Handwerk konnte ihnen Ruhm und Ehre in Form von kaiserlichen Titeln einbringen. Meist waren die berühmtesten Schmiede und die namhaftesten Produktionsstätten in der Nähe des jeweiligen Machzentrums anzutreffen. Über die Herstellungsweise der frühmittelalterlichen Schwerter ist so gut wie nichts bekannt, hauptsächlich da die wenigen existierenden Schwerter, die während der Heian und der frühen Kamakura- Zeit gefertigt wurden viel zu kostbar sind, um sie metallurgisch untersuchen zu lassen.  Schriftlich belegt ist, dass sich während der Kamakura- Zeit fünf Traditionen des Schwertschmiedens – die gokaden – herausbildeten (Friday, 2004, S.84f). Die Kunst bei der Verarbeitung von Roheisen zu einem Schwert bestand darin, einen Ausgleich zwischen der Härte und der Flexibilität zu finden. Während Eisen recht weich und biegsam ist, nimmt Stahl je nach enthaltenem Kohlenstoff an Härte zu, und kann dementsprechend besser geschärft werden. Allerdings wird gehärteter Stahl auch spröde, bricht also leichter. Japanische Schwertfeger besaßen unterschiedliche Lösungen für dieses Problem. Insgesamt sind 7 Variationen des Schmiedens bekannt, die auf fünf unterschiedliche Prinzipien zurückgehen. Ob diese jedoch mit den legendären gokaden gleichgesetzt werden können, ist ungewiss. Die einfachste Art war maru kitae. Hierbei wurden Lagen aus stark kohlenstoffhaltigem Stahl und weichem Eisen übereinander geschweißt und ausgeschmiedet, so dass eine Klinge von durchgehend mittlerer Härte und Elastizität entstand. Wariha kitae war etwas ausgefeilter. Auf einen Klingenrücken aus relativ weichem Stahl wurde ein Streifen Stahl mit hohem Kohlenstoffgehalt angebracht, aus dem dann die Schneide entstand. Makuri kitae und kobuse kitae sind die bekanntesten Wege ein Samuraischwert herzustellen, und werden daher noch im Einzelnen erläutert. In ein V- förmiges Stück aus vielfach gefaltetem Stahl wurde ein Kern aus weichem Stahl oder Eisen eingefügt, so dass eine Klinge von enormer Härte und Schärfe, aber auch der nötigen Elastizität entstand. Vergleichbar hiermit sind honsammai kitae und oriawase kitae, nur dass bei diesen der harte Stahl in Form von drei Platten auf dem Kern angebracht wurde. Die Tradition shiho-zume kitae schließlich umschloss den Eisenkern auf allen vier Seiten mit Platten aus gefaltetem Stahl. Der Vorgang des Schwertschmiedens war weit mehr als ein reines Handwerk. Die Arbeit am Schwert war von zahlreichen Vorschriften, Gebeten, Reinheitsgeboten und Traditionen geprägt und somit auch eine kultische Handlung. Sowohl der Arbeitsplatz als auch die Geräte wurden peinlich sauber gehalten, der Schmied legte spezielle weiße Kleidung an und unterzog sich zwischen den Arbeitsschritten rituellen Waschungen. Der Arbeitsprozess begann mit der Raffination des Eisenerzes, auf dessen Herkunft große Aufmerksamkeit gelegt wurde. Im frühen Japan reduzierten es die Schmiede noch im eigenen Brennofen, später wurde der bereits verarbeitete Rohstahl geliefert. Platten aus Rohstahl wurden auf einen Klotz aus weichem Eisen gelegt und zusammengeschweißt. Der Rohling wurde daraufhin im speziellen Kieferholzfeuer erhitzt, abwechselnd entlang der Längs- und der Querachse übereinander gefaltet, wieder zusammengeschweißt und ausgeschmiedet. Dies wurde 15- bis 20-mal wiederholt, so dass eine Stange von mehreren tausend Lagen entstand. Durch das wiederholte Erhitzen wurde der Stahl aufgekohlt, zusätzlich wurde immer schlammiges Wasser aufgetragen um Verunreinigungen im Stahl zu binden. Der Rohling wurde danach in der Mitte geknickt, so dass er eine V- Form besaß, in die ein Kern aus weichem Eisen oder kohlenstoffarmen Stahl eingefügt und zusammengeschweißt wurde. Dann wurde die Form der Klinge ausgeschmiedet und mit Feilen und Schabern geglättet. Anschließend arbeitete der Schmied die Schwertangel heraus. Vor dem kritischsten Teil des Prozesses, dem Härten der Schnittkante, wurde die Klinge in einen Mantel aus Lehm, Flusssand und Holzkohlepulver gehüllt. Zur Schneide hin entfernte der Schwertfeger den Lehmmantel mit einem Bambushölzchen in gerader, gewellter oder unregelmäßiger Linie. Mit der Schneide nach unten wurde das Schwert in die Glut gehalten bis es eine bestimmte Temperatur besaß, die der Meister anhand der Färbung des glühenden Metalls erkannte. Deshalb vollzog man diesen Arbeitsschritt auch im Dunkeln. Anschließend wurde die Klinge im Wasser, das ebenfalls eine bestimmte Temperatur besitzen musste, abgeschreckt. Durch die Hülle wurde die Klinge unterschiedlich erhitzt, zudem kühlte sie sich an der dünnen, freiliegenden Schneide schneller ab, wodurch erreicht wurde, dass der Härtegrad der Schneide sehr hoch war, der Klingenrücken jedoch biegsam blieb. Der sichtbare Verlauf zwischen der gehärteten Schneide und dem Klingenrücken – die Härtelinie oder hamon war bedeutsam für die Qualitätseinschätzung der Klinge. Wenn der Schmied mit seinem Werk zufrieden war, signierte er die Angel und gab es dann in die Hände des katana-togi, der es schärfte und in einem langwierigen Prozess polierte.

Aufbau des Schwertes

Das Samuraischwert bestand grundsätzlich aus zwei Teilen, der Klinge und dem Zierrat. Obwohl die Herstellung einer Klinge von Traditionen geprägt war, war doch jede einzelne ein handgefertigtes Unikat, das durchaus vom gängigen Schema abweichen konnte, sei es aus kurzzeitigen modischen Erscheinungen, einer Laune des Meisters heraus  oder aus zahlreichen anderen Gründen. Sowie das Schwert die Waffe eines individuellen Kriegers, nicht eines Soldaten, war, besaß auch jedes Schwert etwas Eigenes. Im Folgenden kann daher nur der Aufbau eines typischen Katana beschrieben werden. Abweichungen sind möglich. Die Klinge eines Katana ist von der Spitze bis zur Angel gekrümmt und nur auf einer Seite angeschärft. Sie wird zwischen Schwertrücken (mune) und Schneide (yakiba) durch den erhobenen Grat (shinogi) in zwei Hälften unterteilt; die dem Klingenrücken zugewandte Seite (shinogi-ji), auf der eventuell vorhandene Dekorationen, Gravuren Blutrinnen oder ähnliches zu finden sind, und die zur Schneide hin zeigende Seite (jigane). Entlang dieser verläuft die Härtelinie (hamon) die wiederum die gehärtete, hellere yakiba vom ungehärteten Teil der Schneide (jihada) absetzt. Nahe der Spitze (kissaki) befindet sich der mitsukado, ein bestimmter Punkt an dem sich der shinogi in ko-shinogi, den weiteren Verlauf des Grates bis zum Klingenrücken, und Yokote, den zur Schneide hin verlaufenden Grat, der die Spitze absetzt, teilt. Die Schneide der Spitze nennt man fukura. Zum Griff hin setzt sich die nur grob bearbeitete Schwertangel (nagako) ab. Sie verjüngt sich ein wenig zu ihrer Spitze (shiri) hin. Auf der Angel sind etwaige Signaturen des Schmiedes angebracht, sowie eine durchbohrte Stelle, die mekugi-ana oder Nietbohrung. An ihr wird mittels eines kleinen Bambuspflocks (mekugi) das hölzerne Heft befestigt, das mit Rochenhaut (same) bedeckt und mit Seidenbändern umwickelt wird. Dünne Metallreliefs (menuki), ursprünglich für den Schutz des mekugi gedacht, sind ebenso wie die den griff abschließende Kappe (kashira) fest eingebunden. Zwischen dem Griff (tsuka) und dem Stichblatt (tsuba) sitzt die Zwinge (fuchi) und undekorierte Zwischenscheiben (seppa), die die tsuba einfassen. Das Stichblatt selbst ist meist scheibenförmig mit einem keilartigen Durchbruch für die Angel. Zusätzlich können sich links und rechts weitere Öffnungen für das Griffmesser (kozuka) und die Nadel (kogai) befinden, sofern diese im Dekor des Schwertes vorgesehen sind. Die Tsuba ist das Kernstück der Schwertverzierungen, sie trägt das Hauptdekor und kann mit allerlei Abbildungen aus mythologischen, militärischen oder sozialen Themen verziert sein. Sie sind nur durch das Zusammenspiel verschiedener Legierungen oft prächtig gefärbt, und nicht selten sind es kleine Kunstwerke. Eine oft versilberte oder vergoldete Muffe (habaki) bewahrt das Schwert vor dem herumrutschen in der hölzernen Scheide (saya), die meist schmucklos und in gedeckten Tönen gehalten ist. Manche saya besitzen Aussparungen am oberen Ende, die für Griffmesser und Nadel verwendet werden. Das Griffmesser (kozuka) befindet sich in diesem Falle auf der Rückseite der saya, die Griffnadel vorne. Dort sitzt auch die Öse (kurigata) an der mit einem Seidenband Gehänge (sage-o) das Schwert am Körper befestigt wird.

Das Schwert in der Gesellschaft

Das Schwert war grundlegend in der japanischen Gesellschaft verankert. Es war das „moralische Symbol des Kriegeradels und äußere Legitimation eines gesellschaftlichen Ranges“ (Icke-Schwalbe 1977, S. 9) Dass das Schwert den Stand des Kriegers ausmachte, obwohl es im eigentlichen Sinne gar keine Kriegswaffe war, macht nur oberflächlich wenig Sinn. Denn noch im japanischen Frühmittelalter herrschten archaisch anmutende Sitten. Vor einer Schlacht war es üblich sich gegenseitig vorzustellen, beziehungsweise sich gegenseitig lauthals Namen Titel und Errungenschaften zuzubrüllen. (so genanntes nanori; falls es überhaupt existierte- dazu siehe  Friday, 2004, S.145). Der bushi und später ebenso der Samurai traten als individuelle Kämpfer auf, sie waren die Kriegerelite, und so verstanden sie sich auch. Und das Schwert, eine Waffe für den persönlichen Kampf Einer gegen Einen (oder wohl auch mal Einer gegen Viele), eine Waffe die zudem elegant und kunstvoll gearbeitet war, deren Handhabung gewisses Können erforderte und eine Waffe die eben nicht von Bauern geführt wurde, war genau die richtige Waffe für den Samurai. Dies soll nicht bedeuten, dass die Schlacht für die Samurai unbedingt eine ehrenvolle Angelegenheit war bei der man auf kriegstechnische Vorteile verzichtete. Dies war es mitnichten. Es gab zwar idealisierte Regeln und einen klaren Kodex, diese wurden aber regelmäßig zugunsten pragmatischer Gründe über Bord geworfen (Friday, 2004 S.138). Dass das Schwert auch in allen Bereichen außerhalb des Schlachtfeldes seinen festen Platz hatte, zeigt die hohe Bedeutung, die ihm zugemessen wurde. Im Haus wurde das Schwerterpaar gegenüber der Eingangstür in einer speziellen Nische (toko no-ma) platziert, es war also von hohem repräsentativem Wert (Icke-Schwalbe 1977, S.20). Für den Umgang mit dem Schwert als Gast oder Gastgeber, einer Ranghöheren oder niedrigeren Person gegenüber, gab es strenge Regeln, die man beachten musste. Die Haltung des Schwerts machte also soziale Beziehungen deutlich und untermauerte diese, und dies auf mitunter komplexe Art. Einfach gesagt musste man zum Beispiel nur das Schwert in die Richtige Position bringen um seinem Gegenüber deutlich zu machen: „ich traue dir nicht“. Das Schwert, könnte man sagen war somit auch ein Mittel der Kommunikation. Auch außerhalb des Kriegeradels war das Schwert präsent. Als Kaiserliche Reichsinsignie zum Beispiel, oder auf der entgegengesetzten Seite der gesellschaftlichen Skala, bei der bäuerlichen Bevölkerung als Zierde bei Festlichkeiten. Es war es ein Zeichen der Initiation, des Erwachsenwerdens bei den Kindern der Samurai, markierte also die Zugehörigkeit zum Kriegeradel (Icke-Schwalbe 1977, S. 19). Zudem diente es gerne als wertvolles Geschenk für besondere Verdienste von einem Herren an seinen Untergebenen und festigte somit auf einem weiteren Weg einen Aspekt, der das Mittelalterliche Japan auszeichnet, den Feudalismus.

  • Autor: Markus Ortlieb, 2007
  • Quelle: Schwentker, Wolfgang, Die Samurai, München, 2003 ; Perrin, Noel, Keine Feuerwaffen mehr, Frankfurt, 1982 (Boston  1979) ; Friday, Karl F., Samurai, warfare and the state in early medieval Japan, New York, London 2005 ; Icke-Schwalbe, Lydia, Das Schwert des Samurai, Berlin, 1990
  • Grafiken: https://de.wikipedia.org/wiki/Katana
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