Wissen – Gorin-no-sho
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Myamoto Musashi, mit vollem Namen Shimmen Musashi-no-kami, Fujiwara no Genshin, lebte von 1584 bis 1645 und beendete sein Leben eines natürlichen Todes. Die Jahre seines Alters verbrachte er zurückgezogen in einer Höhle lebend zu einem guten Anteil damit, sein Buch und Vermächtnis zu schreiben: Gorin-no-sho, das Buch der fünf Ringe. Das Gorin-no-sho hat Musashi neben dem Andenken an seine Kampfeskunst bis heute in Erinnerung gehalten. Das Buch ist für viele Kampfkünstler aber auch Anwälte, Geschäftsleute und Führungskräfte, wie auch für interessierte Privatpersonen gleichermaßen Lektüre geworden. Dies schafft ein Buch nicht mit der sturen Auflistung und Erklärung von Kampftechniken, Musashis Buch schafft dies, da seine Anleitungen zum Erlernen seiner Kampfesweise universalen Charakter haben, also auch auf vielfältige Situationen des Lebens anwendbar sind, die mit dem Schwertkampf nichts zu tun haben. Seinen Stil, den Musashi im Rahmen des Buches umreißt, nennt er Niten-ichi-ryu, die Zwei-Himmel-Schule, wobei Himmel für ihn in diesem Zusammenhang gleichbedeutend mit Schwert ist.
Im Buch Erde (Chi), dem ersten Buch, befasst sich Musashi mit der Kampfkunst allgemein, er umreißt die Fundamente seines Denkens, bezogen auf den Kampf. Zunächst macht der Autor klar, dass der Zweikampf Mann gegen Mann oder die Schlacht, Heer gegen Heer, für ihn nach den gleichen Prinzipen und Gesetzmäßigkeiten abläuft. Musashi besteht darauf jede verfügbare Waffe zu nutzen, woraus konsequenterweise sein beidhändiger Kampfstil mit Katana und Wakizashi resultiert. Wenn beide Hände eine Waffe halten, würde der Körper in seiner Bewegungsfreiheit nach rechts und links eingeschränkt, daher empfiehlt Musashi die Waffen einhändig frei zu schwingen. Dies begrenzt er nicht auf den Weg des Schwertes, auch Langwaffen wie Naginata oder Yari sind seiner Meinung nach einhändig zu führen. Auch legt Musashi Wert auf die innere oder charakterliche Eignung der Schüler die seinem Weg der Kampfkunst folgen, er deklariert folgende Regeln für seine Schüler:
- Sei nie arglistig in Deinen Gedanken
- Sei eifrig in der Übung des Weges
- Befasse Dich auch mit den anderen Künsten
- Mache Dich mit dem Weg aller Berufe bekannt
- Unterscheide Vorteil und Nachteil einer jeden Sache
- Bilde Dir ein gerechtes Urteil über alles
- Erkenne auch das was Dir unsichtbar bleibt
- Habe Acht auch auf die kleinen Dinge
- Unternimm nichts Nutzloses
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Das nächste ist das Buch Wasser (Sui), nach Musashi ist es symbolisch für die Haltung des Herzens. Es umschreibt sowohl die innere wie auch die äußere Haltung des Kriegers. Wieder macht es keinen Unterschied ob sich der Krieger in einer Alltagssituation oder im Kampf befindet, das Verhalten ist immer gleich. Es werden allgemeine Angaben zur Haltung des Körpers und des Schwertes gemacht, auch fordert Musashi stets ruhige Bewegungen des Schwertes, keine raschen oder hektischen. Im Weiteren werden die fünf grundliegenden Posituren mit dem Schwert erläutert, danach folgen mehrere Anleitungen von Technikmethoden bzw. Kampftaktiken, jeweils für den Zweikampf oder die Schlacht ausgeführt.
Das Buch Feuer (Ka) veranschaulicht den Kampf als solchen, die nötigen Übungen und die innere Haltung im Kampf auf Leben und Tod. Es befasst sich mit der individuellen Wahl der Position am Kampfort. Des Weiteren damit die Aktionen des Gegners zu unterdrücken und selbst initiativ zu sein, zu erkennen was der Gegner als nächsten Schritt plant, bevor er diesen tut. Man soll die Methoden des Gegners einzuschätzen lernen und seine Vorhaben zu sabotieren. Das Buch handelt aber auch davon den eigenen Weg gehen und sich nicht vom Gegner zu etwas drängen lassen.
Im Buch Wind (Fu) nimmt Musashi Bezug auf andere Kampfkunstlehren und die Wichtigkeit der inneren Haltung, des Herzens, um dem Weg der Kampfkunst zu folgen. Hauptsächlich ist dieses Buch jedoch eine kritische Betrachtung Musashis der anderen Kampfschulen seiner Zeit. Vor allem die Verfechter des übergroßen Langschwertes werden von ihm mit einer gewissen Häme bedacht, da der Wunsch dem Gegner so fern wie möglich zu bleiben, seiner Meinung nach sich nicht mit dem rechten Weg der Kampfkunst decken kann. Es geht auf andere Posituren in anderen Schulen ein, wundert sich über Schulen die nur mit dem Wakizashi kämpfen und meinen „man könnte mit dem kürzeren Langschwert ganze Truppen erledigen, indem man nach Belieben unter ihnen herumspringt“ (S.110) und nimmt unter anderem Stellung zu schriftlichen Gelöbnissen und Geldopfern.
Sein Werk endet mit dem Buch Leere (Ku). Dieses umfasst nur zwei Seiten, welche jeder selbst lesen und als Anregung zum Nachdenken nehmen sollte. Ich möchte hier nur auf Musashis Grundhaltung verweisen in der er sich selbst porträtierte (CRAIG 109), Musashi steht in Happo Biraki, einer sehr neutralen Grundhaltung die offen in alle acht Richtungen gilt. In dieser fast schon reduzierten Haltung ist der Kämpfer bereit für alles und nichts, keine Richtung wird bevorzugt, beide Schwerter können frei in jede Richtung geschwungen werden. Man ist bereit, nichts muss, alles kann, bei den Prinzipien gibt es keinen Anfang und kein Ende.