Wissen – Schule und Beruf in Japan

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Wissen – Schule und Beruf in Japan

Dieser kurze Artikel soll einen Überblick über das Schulsystem und den Berufsalltag Japans geben. Für weiterführende Informationen empfiehlt sich ein Blick in die angegebene Literatur.

„Plötzlich sah ich mich um, blickte meine Frau an und meine neun Jahre alte Tochter und beschloss, ein menschliches Leben führen zu wollen“, sagte er. „Bisher war die Firma für mich eine Art Tempel oder Schrein. Aber damit ist es vorbei.“ Jane Condon, 1991

Lernen oder Studieren heißt in Japan „benkyo“, zusammengesetzt aus den Schriftzeichen „ben“ (= zwingen) und „kyo“ (= Gewalt). Betrachtet man den schematischen Aufbau des Schulsystems Japans so erkennt man Parallelen zum deutschen System. Auch in Japan führt der Weg eines Schülers vom Kindergarten über eine Grund- und Mittelschule zur Oberschule und weiter zur Universität. Jedoch besteht ein signifikanter Unterschied zum deutschen System darin, dass die Schüler sich erst nach der Mittelschule in unterschiedliche weiterführende Schulen aufspalten. In Deutschland erfolgt diese lebensbestimmende Auswahl meist bereits im Alter von 10 Jahren, mit Beendigung der Grundschulzeit (siehe Abb. 1). Schulpflicht besteht in Japan wie in Deutschland auch nur bis zum Beenden der Mittelschule. Dies entspricht der 10. Klasse im deutschen System. Jedoch wählen ungefähr 95 % der japanischen Schüler den Weg einer weiteren Schulbildung bis hin zur Oberstufe. In Deutschland entscheiden sich hingegen nur ca. 30 % für eine Hochschulreife (Statistisches Bundesamt 2011).

Abb. 01:  Die Grundstruktur des Bildungswesens in Japan

Das Schulsystem und somit auch das spätere Arbeitsleben der Japaner sind streng hierarchisch und elitär geprägt. So steht einem z.B. der Staatsdienst nur offen, wenn man von der Tokio Universität oder der Kyoto Universität einen Abschluss erhält. Der Japaner wird schon früh zur Leistungs- und Arbeitsbereitschaft erzogen. Dies beginnt zumeist in Spielgruppen im Säuglingsalter. Diese öffnen Türen zu bestimmten Kindergärten, welche wiederum die Tore zu bestimmten Grundschulen öffnen und so weiter. Ein Abschluss an einer renommierten Universität öffnet den Weg zu renommierten Unternehmen. Die Schule an welcher man seinen Abschluss macht ist in Japan somit wichtiger als die Noten selbst. Durch den Abschluss an einer renommierten Schule steigt nicht nur das Ansehen des Schülers sondern auch das Ansehen der gesamten Familie. Dadurch entsteht ein großer Leistungsdruck auf die Schüler. Viel Freizeit um sich selbst zu entwickeln gibt es nicht. Während in Deutschland die Schüler weitestgehend zu analytischem Denken und der Fähigkeit Reflektieren zu können erzogen werden sollen, so werden japanische Schüler zu Ertüchtigung und Fügsamkeit erzogen. Dadurch entsteht in Japan eine recht homogene Gesellschaft mit gleichen Werten, wenig Unterschieden und viel Gehorsam. Diese Heranziehung der japanischen Arbeitskraft spiegelt sich auch in der Arbeitswelt wider. Große Unternehmen bieten oft die Anstellung auf Lebenszeit. Hieraus ergibt sich eine gewisse Stabilität des Einzelnen. Firmenwechsel werden dagegen verpönt und werden oft dadurch erschwert, dass man sein Ansehen in der Gesellschaft verlieren kann. Japaner haben sehr lange Arbeitstage. Die durchschnittliche „Anreise“ zum Arbeitsplatz betrug Mitte der neunziger Jahre 1,5 Stunden mit Aufwärtstrend. Zu der langen Anfahrt kommen lange Tage im Betrieb hinzu. Im Büro zum Beispiel kann sich kein Angestellter erlauben vor seinem Abteilungsleiter nach Hause zu gehen. Umgekehrt möchte der Abteilungsleiter erst gehen wenn er das Gefühl hat, dass alle seine Angestellten mit der Arbeit für heute abgeschlossen haben. Daraus entsteht ein Dilemma, ganze Familien entfremden sich. Die Japaner verbringen mehr Zeit mit ihren Arbeitskollegen als mit ihren Familien. Freizeit ist ein Fremdwort. So wird gerne mit den Kollegen noch ein Sake trinken gegangen und das Zuhause nur noch als Schlafplatz genutzt. Große Unternehmen rufen öfter zu Gedichtwettbewerben ihrer Mitarbeiter auf. Solche Gedichte spiegeln die Stimmung, Wünsche und Sehnsüchte der Angestellten wider. Ein Beispiel welches den zweiten Platz belegte: „Was ist er (der Sarariman)? Nur Sperrmüll, der morgens das Haus verlässt und es am Abend wieder füllt.“ Aus der Tradition Japans folgt der Zwang des Systems – von der Geburt bis zur Pension. Kinder und Familien unterliegen dem Zwang hoch angesehene Schulen zu besuchen um angesehene Anstellungen zu erhalten. Erwachsene arbeitstätige Japaner hingegen kämpfen zwischen Familie und Beruf. Die Tradition und die Moderne verlangen es.

  • Autor: Sebastian Binder
  • Quelle:Lukas Schwarzacher, „Japan Heute“, Orell Füssli Verlag Zürich, 1991;Chisaki Toyama-Bialke, „Jugendliche Sozialisation und familiäre Einflüsse in Deutschland und Japan“, Böhlau Verlag, 2000;Margret Neuss-Kaneko, „Familie und Gesellschaft in Japan“, Beck Verlag, 1990Martin Lutterjohann, Kultur Schock Japan, Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH, 4. Auflage, 1998
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